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8. Klasse - Schuljahr 2010/2011

Klassenspiel

im April 2011

Ende gut, alles gut

nach William Shakespeare

Helena, die verwaiste Tochter eines berühmten Arztes, ist das Mündel der Gräfin von Roussillon und hat sich unsterblich in deren Sohn, den jungen Grafen Bertram verliebt, der aber keinerlei Interesse an ihr zeigt. Als es Helena gelingt, den todkranken König von Frankreich zu heilen, darf sie sich zum Dank einen Gatten aussuchen; sie wählt Bertram, der die aufgezwungene Heirat ablehnt, eine Eheschließung aber nicht verhindern kann. Er geht nach Italien, wo er für den Herzog von Florenz Kriegsdienste leistet. Helena folgt ihm heimlich, und es gelingt ihr, die beiden scheinbar unmöglichen Bedingungen zu erfüllen, die Bertram für seine Rückkehr nach Frankreich und Helenas Anerkennung als seine Ehefrau gestellt hat...

Das Handlungsgerüst hat Shakespeare in einer Erzählung von Boccacios Decamerone gefunden. Das Stück wurde vom Klassenlehrer textlich überarbeitet und den Gegebenheiten einer Schülerbühne angepasst.

Mehr Informationen finden Sie hier im "Ende gut, alles gut"-Faltblatt

Theater in der 8. Klasse

Zu Beginn 2003 hatte ich mein erstes persönliches Erlebnis mit der Waldorfschule in Würzburg. Irgendwie – fast durch Zufall - sind wir in das damalige 8.-Klass-Stück „Die Zauberflöte“ geraten und dieser Abend hat uns nachhaltig beeindruckt. Wir wussten an diesem Abend noch nicht, dass unsere Kinder, die fast drei Stunden verzaubert auf ihren Stühlen saßen, zukünftig bei eben dieser Klassenlehrerin
Fr. Borgmann-Sauer eingeschult werden würden – ja wir wussten damals noch nicht einmal, dass wir uns letztendlich für diese Schule entscheiden würden. Doch für uns Eltern war es an diesem Abend unvorstellbar, dass innerhalb von nicht einmal acht  Schuljahren aus unseren kleinen Mädchen solche „Frauen“, wie wir sie da einen Abend bestaunen durften, heranreifen könnten und würden. Wir waren uns ganz sicher, uns genau diese Entwicklung zu wünschen und wählten auch aufgrund dieser Erfahrung die Schule - heute bin ich selbst eine
8-Klass-Mutter und ich staune immer noch!
Doch wie erlebten wir Erwachsene das Werden des Klassenspiels „Ende gut, alles gut“ von William Shakespeare, das unter der Anleitung des einjährigen Klassenlehrers Herrn Maidt entstand?
Zu Beginn kam mir alles vor wie ein Knäuel aus unfertigen Fäden. An jedem Schnurende zappelte eine große Aufgabe, die ergriffen und durchdrungen werden sollte und vieles schien verwurstelt und verknotet.
Herr Maidt hatte von Anfang an seine Wahl des Materials, des Stückes, getroffen und jeglicher Ansatz von „in-den-Raum-gestellter-Demokratie“ verlief im Sande der guten Absicht. Aber wer weiß, vielleicht wird das in jeder achten Klasse ja genau so gehandhabt. Ihr Leser, die Ihr zuhauf dieses Erlebnis in anderen Jahren selbst genießen konntet, könnt sicherlich Eure eigenen Erfahrungen reflektieren.
Es hieß nun, die Stricke und Seile, die noch wirr durcheinander lagen, zu ordnen oder sie wenigstens mit Namen und Aufgaben zu versehen. So stand an,  die Kostüme zu entwerfen und zu fertigen, die Kulissen zu konzipieren, alle Möbel und Requisiten zusammenzusuchen und in eine Einheit zu bringen und nicht zuletzt, die Texte aller Schauspieler/-innen auf die Mitwirkenden zu verteilen.
Ein jeder der 36 Schüler sollte eine angemessene und ausgeglichene Rolle erhalten. Hier griff dann der gutgemeinte Gedanke der Mitbestimmung doch noch, denn Herr Maidt überließ die Verantwortung der Verteilung, die bei näherem Hinsehen für einigen Zündstoff sorgen konnte, alleine den Schülern. Doch welche Freundinnen wollten sich eine Rolle teilen, welche Besetzungen  konnten auch kräftemäßig harmonieren, ohne zu konkurrieren?
Der Spagat, dass z. B. eine „Diana“ in Besetzung 1 der „Diana“ der zweiten Besetzung in Statur und Aussehen ähneln sollte, so das selbe Kostüm tragen und dazu noch in den Probeplan der nachmittägigen privaten Termine passen könne – ganz zu schweigen von persönlichen Rollen- und Textvorlieben – erforderte,  dass die Besetzungsliste das strategische und konzeptionelle Geschick größter Diplomatie aufweisen würde.
Doch was mir als Mutter fast unlösbar vorkam (stellen Sie sich vor, man müsste 36 Erwachsene in dieses Schema pressen), gelang den Schülern an vielen Nachmittagen und durchdiskutierten Pausen, ohne nachhaltige Unstimmigkeiten oder gar Entzweiungen. Dieser Stärke des Miteinanders und des freundschaftlichen Dialogs innerhalb der Klasse zolle ich mein größtes Lob!
Lob – dieses Wort gebührt auch Herrn Maidt. Nicht immer war die Zusammenarbeit einfach, denn einen Schüler, den man erst ein paar Wochen kennt, in dieser herausfordernden Situation richtig zu nehmen, einzuschätzen und herauszufordern, forderte von beiden Protagonisten ein großes Maß an Entgegenkommen, Verständnis und Lernbereitschaft.
So musste sich der Regisseur wohl häufig die Haare raufen, verzweifelt den Kopf hängen lassen und auch mal seinem Frust lautstark Ausdruck verleihen, wenn auch nach vielen Proben der Text noch nicht sicher saß – doch Herr Maidt:  Auch den Schülern ging es oftmals nicht besser.  So mancher durfte unter Ihrer Anleitung strahlen  und über sich hinauswachsen  –  den
Raum gaben Sie und diese Schüler sind Ihnen dankbar.
Doch mussten auch einige lernen, harsche  Kritik zu schlucken und dennoch weiterzumachen.
Als ich einen Nachmittag dazukam, um im Festsaal von der hintersten Reihe einmal die Proben zu verfolgen, sah ich noch viele lose Fäden, Strippen, Unvollständiges, Halbfertiges und auch Aufgegebenes … ich sah zwei Seiten, die diese Proben auch dazu nutzten, sich kennenzulernen, sich aneinander zu reiben, zu diskutieren – ja auch an sich gegenseitig zu wachsen. Und ich schwankte zwischen dem Zweifel „ob das noch was Erfolgreiches bis zum Termin werden würde“ und dem Stolz, dass die meisten auch dieses Stück nutzten, sich selbst ein bisschen näher zu kommen und selbst für sich einzustehen.
Herr Maidt, ich bin sicher, dass Ihr Herzblut und Ihre blanken Nerven nicht vergebens strapaziert wurden!
Andere Bereiche waren zahmer zu realisieren: so fand sich eine nähbegeisterte Gruppe schnell zusammen und werkelte gekonnt mit Frau Jauch am Ende einer langer Schnur an den prachtvollen Kostümen. Die Lichttechnik wurde mit Herrn Hailer entworren, als sich einige Jungs dieser annahmen und sehr geschickt, manchmal auch ein wenig übermotiviert die Bühne von nun an in strahlende Regenbogenfarben tauchten.
Ein Vorhangplan wurde von Schülerseite in diffiziler Kleinarbeit erstellt, jede Szene minutiös aufgezeichnet und die Vorhangstellungen, die die sehr reduzierte Kulisse darstellte, konzipiert. Der Aufwand, auch hierfür geeignete Strippenzieher während der Aufführungen zu verpflichten, gelang schnell und bereits bestens eingespielt. Jeder begann, für den anderen mitzudenken und Aufgaben wie selbstverständlich zu übernehmen.
Frau Ort mühte sich, die Szenenübergänge auch musikalisch erklingen zu lassen und wir Zuschauer durften erleben, dass gerade in der Samstags- und Sonntagsaufführung, als die Schüler damit „alleine gelassen“ waren, alles hervorragend klappte und diese sich sehr gekonnt alleine organisieren können, wenn man es ihnen nur zutraut und Verantwortung übergibt.  
Frau Scherer stand jederzeit als Ansprechpartner für einen wahren  Knäuel an Requisiten bereit und diese Zusammenarbeit klappte im Erstellen des Throns und anderer wichtiger Utensilien sehr gekonnt.
Leider gab es aber auch negative Rückmeldungen in den Elternhäusern und Beschwerden der Schüler, dass die Kommunikation mit Fr. Kutzberger nur schleppend funktionierte und das Zusammenspiel bei der Theatervorbereitung sicherlich noch ausbaufähig wäre. Auch das darf hier ruhig von Elternseite, von Lehrerseite scheint es schon passiert zu sein, angesprochen werden.
Den idealen Umgang mit allen losen Fäden und Knoten pflegten Peter und Claudia Bethäuser in meinen Augen mit der Organisation der Bühnenschminkerei. Schon vorab erstellte Peter einen Gesichtsplan, fotografierte die jeweiligen Köpfe zu ihren Rollen und gab ein Rollenschema der Schminkstriche für jede Persönlichkeit der Bühne vor. Egal welche freiwillige Helferin (und hiervon gab es dankenswerterweise sehr viele) nun schminkte, alle konnten sich an dieser professionellen Vorarbeit orientieren und die Zuschauer konnten bis in die letzte Reihe den Ausdruck des Alters, der Jugend, des Leichtsinns oder der Grübelei erkennen.
Nie hätte ich, als ich vor gut 8 Jahren das erste Mal ein 8.-Klass-Stück sehen durfte, geahnt, welch Aufwand, Reibung, Planung, Liebe, Verzweiflung und Herzblut an der Vorbereitung hängen würde. Wie viele lose Enden verknüpft werden müssen, schon fertig Gestricktes beim Entstehen wieder aufgetrennt werden muss und mit wie viel Stolz das fertig gewebte Stück am Ende aufrecht getragen wird. Jede Masche und jede Anstrengung war es wert, getan und erlebt zu werden, denn jeder Handgriff und jedes gesprochene Wort auf der Bühne hält den einzelnen – eben wie ein Pullover – für die weiteren Jahre warm umhüllt.
Monika Waschik (E)
 

Projektarbeiten

Küstenschutz auf Langeoog