4. Klasse - Schuljahr 2009/2010
Apfelpresse
Kartoffelernte
Lesenacht
Das „Bewegte Klassenzimmer“ in der Mittelstufe
Immer mehr Waldorfschulen greifen das Konzept des „Bewegten Klassenzimmers“ auf. Unsere SchülerInnen fordern, bedingt durch die gesellschaftlichen Änderungen, immer stärker nach anderen Unterrichtskonzepten, die, neben den Lehrinhalten, ihren Fokus vermehrt auch auf die Unterstützung von sozial bildenden Maßnahmen und Gesundheitsförderung legen.
Neben den Beobachtungen im Unterrichtsalltag von Seiten der LehrerInnen verkünden seit längerem auch wissenschaftliche Untersuchungen erschreckende Ergebnisse, die nach entsprechenden Maßnahmen von schulischer Seite verlangen.
Neben physischen Krankheitsbildern, deren Grundstock bereits im Schulalter durch Bewegungsmangel gelegt wird und die sich zunehmend häufen (jedes vierte 6 – 11-jährige Kind und jedes dritte 12 – 14-jährige leidet unter Haltungsschäden, deren Hauptursache das statische Sitzen in Schule und Freizeit und dem damit verbundenen Bewegungsmangel ist), steigen die Zahlen der Kinder, die an Antriebsarmut, Hyperaktivität und sozialkompetenten Mängeln leiden.
Das „Bewegte Klassenzimmer“ greift die Notwendigkeit, den Unterrichtsalltag aufgrund dieser Feststellungen umzugestalten, gleich in zweierlei Hinsicht auf. Zum einen wird der Unterricht durch mehr Bewegungseinheiten aufgelockert und der Körper hat die Möglichkeit, sich vom statischen Sitzen zu erholen. Zum anderen kann man durch aufgelöste Sitzstrukturen vielfältigere Unterrichtsformen pflegen, die neben der motivatorischen Effekte, die die„Eigenaktivität“ mit sich bringt, auch die emotionale Intelligenz und die Sozialkompetenz der SchülerInnen durch ein stärkeres gegenseitiges Wahrnehmen und gemeinsames Tun fördern.
Die klassischen Sitzreihen werden im „Bewegten Klassenzimmer“ idealer Weise tatsächlich nur noch zum Abschreiben von der Tafel benötigt. Der Rest des Unterrichts findet in Kreis- oder Gruppenformen statt. Unterrichtsinhalte können durch ein Gespräch zwischen Lehrkraft und SchülerInnen sowie in Paar- und Gruppeneinteilungen erarbeitet werden. Das Tafelbild dient hauptsächlich dem Sammeln der gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse. Durch spezielles Mobiliar kann genügend Raum im Klassenzimmer geschafft werden, so dass immer wieder Bewegungseinheiten den Unterricht auflockern können. Das können anregende Hüpf-, konzentrations- und selbstwahrnehmungsfördernde Balance-Spiele oder auch meditative Ruhephasen sein. Praktische Aufgaben werden von einzelnen SchülerInnen oder der Lehrkraft im Kreisinnern vorgeführt, wo jeder gleich gut sehen kann.
Seit 2006 gibt es in unseren Klassen 1 bis 3 bereits das „Bewegte Klassenzimmer“ mit dem entsprechenden Mobiliar. Anstelle von Tischen und Stühlen sind die Klassenzimmer mit Holz-Bänken, Kissen und Teppich ausgestattet. Die Schüler sitzen entweder auf den Bänken oder auf den Sitzkissen, die ergonomisches Sitzen durch freie Wahl der Sitzposition beziehungsweise mehrmaligem Wechsel der Sitzhaltung ermöglichen. Die Bänke sind so gebaut, dass die Schüler sie selbst ohne Schwierigkeiten tragen und somit die Umbauphasen während des Unterrichts übernehmen können. Sie sind stapelbar, so dass sie platzsparend weggeräumt werden können.
Ermutigt durch eine Fortbildung in Schwäbisch Hall bei Herrn Carle, der das „Bewegte Klassenzimmer“ nun schon bis in seine 7. Klasse erfolgreich praktiziert, wollte ich nun auch hier an unserer Schule in Würzburg den Weg für das „Bewegte Klassenzimmer“ in der Mittelstufe ebnen. Die größte Hürde stellt dabei die Anschaffung des Mobiliars dar.
In der Mittelstufe empfinden sich die SchülerInnen selbst schon zu groß, um noch an Bänken auf dem Boden sitzend arbeiten zu können. Zudem häufen sich schriftliche Arbeiten, so dass ein vermehrtes Arbeiten an einem Tisch notwendig wird. Um dennoch die verschiedenen positiven Aspekte des „Bewegten Klassenzimmers“ in die Mittelstufe transportieren zu können, ist es notwendig, andere Möbel zu kaufen. Es handelt sich dabei um klappbare Holztische, die speziell für dieses Konzept entwickelt und sich bereits in einigen Schulen wie Schwäbisch Hall bewährt haben.
Ein Anschauungs- und Probeexemplar steht bereits in unserem Klassenzimmer, so dass die SchülerInnen die neuen Tische schon einmal ausprobieren können.
Nina Müller-Gehr (L)