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12. Klasse - Schuljahr 2020/2021

Der Künstlerische Abschluss

Der jeweilige künstlerische Abschluss der 12. Klasse erlebt nach der Ausstellung der Jahresarbeiten (in der 11. Klasse), der Kunstfahrt und dem Klassenspiel seinen Höhepunkt in einer öffentlichen Abendveranstaltung, Ende Januar, im Festsaal unserer Schule. Hier werden dann die intensiv erarbeiteten Eurythmieaufführungen auf der Bühne präsentiert, ein Rückblick auf die gemeinsame Schulzeit aus Schülersicht gegeben, gesungen und humorvolle Lehrersketche dargeboten. All dies wird umrahmt von einer Ausstellung mit Schülerarbeiten aus der 12. Klasse.

In diesem Jahr war diese besondere Feierlichkeit aus bekannten Gründen leider nicht möglich. Deshalb geben wir auf diesem Wege Einblicke in all das, was zum künstlerischen Abschluss dazugehört und trotz Corona errungen und erlebt werden konnte!

Jahresarbeiten

Ein Jahr lang haben sich die SchülerInnen der 11. Klasse mit einem selbstgewählten Thema beschäftigt und stellten diese vom 15. - 18. Juli 2020 vor. Das Themenspektrum ist vielfältig und reicht von natur- und geisteswissenschaftlichen Ansätzen hin zu politischen, ethischen sowie künstlerischen und ökologischen Fragestellungen. So entstanden Jahresarbeiten über Themen wie z. B. Schlafstörungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, IT-Sicherheit, die Rückkehr von Wölfen, usw., usw. Die Liste an spannenden Themen könnte man problemlos weiterführen.

Die Jahresarbeit ist ein wichtiger Bestandteil in der Laufbahn der SchülerInnen der Waldorfschule, weil dadurch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Waldorfabschluss erreicht ist. So nahmen es auch die SchülerInnen der 11. Klasse wahr. Emilia setzte sich ein Jahr lang mit der Philosophie des Yogas auseinander und empfand ihre Jahresarbeit als eine Art Meilenstein. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die 12. Klasse ist nun also geschafft! Und die SchülerInnen nehmen aus dem Jahr auch viel mit: Moritz resümiert, dass er viel gelernt habe und nun weiß, wie man sich einem Thema wissenschaftlich nähert, die richtigen Schwerpunkte setzt und die korrekte Zitierweise anwendet.

Die Jahresarbeiten bestehen aus einem theoretischen-schriftlichen und einem praktisch-künstlerischen Teil und ein Tutor betreut die SchülerInnen während dieser Zeit. Jedoch birgt die Jahresarbeit eine weitere Herausforderung: Hier geht es nicht nur um die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem selbstgewählten Thema, sondern auch um die Präsentation der Arbeit vor dem Publikum. Dies stellt für die SchülerInnen offenbar ein weiteres wichtiges Lehrstück dar. So berichtet Tessa von der Überwindung, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit vorzustellen und sieht gleichzeitig das gute Gefühl, wenn man es dann geschafft. Diese Gefühle passen auch gut zu ihrer Arbeit, die sich mit der Entspannung und Anspannung beschäftigt.

Anastacia fasst die Gefühllage der SchülerInnen wohl gut zusammen, indem sie bilanziert: Die Jahresarbeit war hilfreich und lehrreich. Eine Herausforderung, die Durchhaltevermögen und Überwindung erfordert und aus der Komfortzone führt.

Betrachtet man die Ausstellung der praktischen Arbeiten erkennt man den Stellenwert, den die Jahresarbeiten für die Waldorfschule haben und zeigen, welche kreativen und schöpferischen Anteil die Schule bietet.

Wir danken der 11. Klasse für ihre gelungenen Jahresarbeiten und freuen uns auf die kommenden Jahre.

A. Rammoser

Kunstprojekt Holzmühle

„Gegensätze und Widersprüche – das ist unsere Harmonie“
Dieses Zitat von Wassily Kandinsky begleitete das Kunstprojekt der 12. Klasse, wobei das zweiwöchige Projekt in diesem Jahr eine besondere Form erhielt. Statt einem Quartier in der Toskana und Besuchen in Florenz bildete die Holzmühle bei Uettingen und Tagesexkursionen mit Museumsbesuchen nach Würzburg und München den Rahmen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war die Holzmühle gut erreichbar und die Verpflegung durch die Gaststätte an der Holzmühle kulinarischer Genuss. Für die tägliche künstlerische Auseinandersetzung mit Zeichnen und Malen standen das großzügige und vielfältige Gelände mit einem großen Scheunenatelier von Josef Förster zur Verfügung.
Farbe und Linie, Kultur und Natur, Altes und Neues, Stadt und Land, fast Vergessenes und neu Entdecktes....., die Gegensätze und Widersprüche führten zur Auseinandersetzung, zur Gegenwärtigkeit im künstlerischen Tun und im sozialen Miteinander.
In Zeiten kulturellen Stillstandes wurde das Kunstprojekt für die 12. Klasse zu einem erlebnisreichen und vielfältigen Start in das neue Schuljahr.
Auch wenn es leider nicht die Toskana sein konnte, ein allgemein positives Resume der fränkischen Art war dann doch: „Eigentlich war das Kunstprojekt sogar ganz gut.“

Theaterprojekt „Die Welle“

Dass das diesjährige Klassenspiel trotz der starken äußeren Einschränkungen stattfinden konnte, war einerseits ein großer Glücksfall, da wenig später der allgemeine Lockdown erfolgte. Andererseits waren die intensiven Proben und die Aufführungen in Zeiten von Covid-19 auch ein kraftvoller Ausdruck von künstlerischem Ausdruckswillen der Schülerinnen und Schüler, die ihr Projekt nicht einfach absagen und ausfallen lassen wollten, was mehrfach als realistische Option im Raum stand. Es war dieses bewusste „Trotzdem“, das das Klassenspiel in diesem Jahr so einzigartig werden ließ!

Ein solches Projekt – vor allem in Zeiten allgemeiner äußerer Unsicherheit und unklarer Perspektiven – ist nicht einfach nur ein Begleitwerk abseits der eigentlichen Kernfächer, die für die Prüfungen relevant sind. Nichts hat zur Zeit mehr Bedeutung, als künstlerisch tätig sein zu können. Der wahre pädagogische Wert eines solchen Theaterprojektes - gerade in dieser Zeit - ist kaum abschätzbar. Im Rückblick verdient der Mut der Klasse, sich auf diesen in jeder Hinsicht ergebnisoffenen Prozess eingelassen zu haben, größten Respekt!

Im Rahmen des Auswahlverfahrens entschieden sich die Schülerinnen und Schüler für die Inszenierung einer modernen Bühnenfassung des Romans „Die Welle“ von Morton Rhue. Im Mittelpunkt des Projektes stand die künstlerische Auseinandersetzung mit den Elementen der dramatischen Darstellung: Die Einfühlung und Vertiefung in eine Rolle und die Arbeit an szenischen Abläufen. Maßgeblich war dabei der Vorgang des Übens: Denken, Fühlen und Handeln durchdringen sich in der Gestaltung einer Rolle und münden im schauspielerischen Ausdruck, in der Bewegung, im Sprechen und in der Gebärde.

Aber auch die Erschließung von inhaltlichen Zusammenhängen und Gegenwartsbezügen war Teil des Projektes.

Die Reifeschritte, die durch das Projekt angestoßen werden, sind jedoch nicht vorhersehbar und in keiner Weise gleichförmig. Theater ist ein künstlerischer Erfahrungsraum, der vielfältige Möglichkeiten zur Ausbildung und Erprobung von Fähigkeiten bietet.

Das Projekt erforderte eine kollektive Gemeinschaftsleistung in den unterschiedlichsten Bereichen, nicht nur im Zusammenspiel auf der Bühne, sondern z.B. auch bei der Einrichtung der Beleuchtung und Tontechnik, bei der Konzeption des Bühnenbildes, bei der Auswahl der Kostüme und bei der Gestaltung des Plakates. 

Das Theaterprojekt „Die Welle“ wurde trotz der äußeren Einschränkungen vier Mal als schulinterne Veranstaltung aufgeführt.

Thorsten Hahn, Theaterpädagoge

Ausdruck des Seelischen –

die Malerei in der 12. Klasse

Farbe wirkt auf uns unweigerlich. Sie berührt uns im Gefühl, ob wir wollen oder nicht. Sich dessen bewusst zu werden und dadurch Farbe gezielt als Ausdrucksmittel einzusetzen, ist das Übungsfeld in dieser letzten Malepoche.

Thematisch steht im Mittelpunkt der Mensch, der – wie die Farbe – auf uns wirkt und ohne Worte rein durch seine Erscheinung, seine „Zeichnungen“ im Gesicht, seine Haltung etwas über sich erzählt. Wenn wir still werden, um diesen Ausdruck wahrzunehmen, können wir viel über ihn erfahren und in Beziehung zu ihm treten.

Nach einigen Vorübungen, mittels derer wir uns den menschlichen Gesichtsproportionen zeichnerisch genähert haben, wurde eine expressive und flächige Gestaltungsweise mit Pinsel und Farbe unternommen. Als Hauptarbeit malte jede Schülerin und jeder Schüler mit Acrylfarben auf Leinwand eine Seelenstimmung. Hierbei stand ein ganz individueller Weg im Vordergrund, so dass nicht nur die Formate unterschiedlich gewählt wurden, sondern sowohl Malweise als auch die Art der Darstellung wunderbar verschieden waren. Letztere zeigt von abstrakt bis naturalistisch und von Portrait bis Landschaft eine spannende Bandbreite.

Ein spannender Aspekt beim Malen ist, sich auf das Zufällige einzulassen, das auf der Leinwand entsteht und neue Möglichkeiten aufzeigen will. Somit lässt sich vorher nicht sagen wie das Bild schlussendlich aussehen wird - eine spannende Reise, die in Gemeinschaft besonders schön ist… zu sehen, was Eindrucksvolles entstehen kann, ohne es vorher geahnt zu haben.

Julia Auinger

Sonnenuntergang

salzige Wellen rauschen

kühle Meeresluft

- Luna -

Dunkelheit

Ich schließe meine Augen

Die Sonne scheint 

- Marie -

10 Stunden im Verneau
Sehr, sehr glücklich und einfach froh
Kao

- Luzy -

 

Lonely, tiny, tired, but awake

Big lights will inspire you

Eight million stories, out there

In the naked

- Laurin -

Nie geht es verloren
Das warme Band der Familie
Die Geschwisterliebe

- Tessa -

Schlafend.

Zufrieden im Traumland

An dich denkend.

- Charlotte -

Der ruhende Blick,
schweift umher und sieht den klaren
Entspannungswandel.

- Moritz -

(ohne Haiku)

- Raphaela -

 

Gegenwärtiges
im Nebel der Vergangenheit
verschließt die Zukunft

- Anastacia -

Die Wände sind Grau

dafür gibt es ihn, denn er

macht Sie wieder bunt.

- Laurens -

Schlicht und still

Jedoch alles andere als perfekt

Anders und ruhig

- Emilia -

Schicksal -

Schwebende Fäden in herbstlicher

Sonne.

- Lea -

Happy music and

Self-loathing and all those words

Made for good music

- Hans -

Novembermorgen

wandernd im Nebel allein

Hoffnung schimmert durch

- Luca -

Eine Begegnung in Ton – das Plastizieren von Köpfen

Die Gestaltung eines menschlichen Gesichtes in Ton stellt eine besondere Herausforderung und den Abschluss der künstlerischen Arbeit beim Plastizieren in der Oberstufe dar. Für die Ausführung eines Portraits wurden zunächst gemeinsam die Grundproportionen erarbeitet und dann individuell eine Persönlichkeit für die Ausarbeitung gewählt.
Jedes menschliche Antlitz hat eine ganz individuelle Prägung und Stimmigkeit, und es ist ein spannendes Erlebnis, wenn im Laufe der Arbeit auf einmal eine Persönlichkeit
zunächst ahnbar wird und dann mehr und mehr im Ton erscheint. So wurde anhand der Gestaltung des Kopfes eine Begegnung mit einem Gegenüber möglich.
Die Köpfe wurden im Halbrelief ausgeführt und durch die Gestaltung des Umraumes eine passende Stimmung für das Portrait zum Ausdruck gebracht.

Eine beindruckende und vielfältige Galerie von Portraits ist entstanden.

Dieter Eisenberg (Kunst- und Werklehrer)

Eurythmiedarbietungen

Die Schüler*innen der 12. Klasse haben in diesem Schuljahr mit den Gruppenarbeiten zum Eurythmieabschluss begonnen. Es wurden Musikstücke ausgewählt und erste choreographische Elemente erprobt. Die geplante Aufführung Ende Januar sollte den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten zum Waldorfabschluss bilden.

Wenn diese Kunst erfolgreich betrieben wird, kommen die Kernbedürfnisse des Menschen unmittelbar zum Ausdruck.

  • Die Authentizität aus dem Lebendigen,
  • Die Sinnhaftigkeit aus dem Geistigen und
  • Die Selbstwirksamkeit aus dem Willen

Diese Dreiheit verschmilzt in der unmittelbar leibgebundenen Bewegung.

Die Schüler suchen sich Gedichte und oder Musiken, die sie in Gruppen gemeinsam mit der Lehrkraft erarbeiten. Dieser Prozess kam nun Corona bedingt zum Erliegen. Kann in Zeiten einer Pandemie und des "social distancing" diese Grundmotivation des menschlichen Lebens in den digitalen Raum übertragen werden? Ich meine nein.

Die eurythmische Erarbeitung und Präsentation lebt von der vollauflösenden Echtzeit, von der lückenlosen Transparenz und Teilhabe an der Auffassung und Gestaltung der Darsteller*innen. Das Leben selbst und das Digitale ist so getrennt wie der Geist vom Willen. Es ist der Raum dazwischen, der in der Eurythmie sichtbar mit Empfindung gefüllt wird. Sie können digitale Inhalte, wenn Sie wollen, eurythmisch verlebendigen, aber nicht umgekehrt. Jedenfalls wird das Eine nie das Andere sein und im Raum dazwischen wird eine Pause bleiben.

Deshalb findet in diesem Jahr leider kein Eurythmieabschluss statt.

Ihr Eurythmielehrer, Hassan Khan