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Der Religionsunterricht

Alle Schüler nehmen am Religionsunterricht teil, der zur Zeit für die Klassenstufen 1–12 mit je einer Wochenstunde gegeben wird.

Die Eltern bzw. die religionsmündigen Schüler bestimmen, welcher Unterricht besucht wird. Dieser wird von den jeweiligen Religionsgemeinschaften durchgeführt (evangelisch, katholisch, Christengemeinschaft). Bei Bedarf kann auch Unterricht anderer Religionsgemeinschaften angeboten werden (islamisch, jüdisch).

Neben dem konfessionellen gibt es auch den freien christlichen Religionsunterricht als überkonfessionelles Angebot, dessen Lehrplan auf der Waldorfpädagogik fußt.

Ein Wechsel des Religionsunterrichtes ist nur jeweils zu Beginn eines Schuljahres möglich.

Katholischer Religionsunterricht

Lehrmethoden
Es besteht eine Pflichtteilnahme am Fach Religion. Es gibt keine Lehrbücher zum Fach. Die Bibel wie auch einzelne, ausgewählte Texte bilden die Grundlage für Lehrgespräche und offene Diskussionen zur Erarbeitung der oberen Inhalte.Eine Benotung findet statt unter der Bewertung der Mitarbeit, dem Verhalten im Unterricht wie auch der Ergebnisse von schriftlichen Abfragen.

1. Klasse
Die Schüler und Schülerinnen sollen sich mit ihren Interessen und Erfahrungen im Religionsunterricht kennen lernen und sich bewusst werden, wie gut es tut, einander Zuwendung und Beachtung zu schenken. Sie sollen sich mit ihrer Vorstellung von Gott und der Welt beschäftigen und dazu Fragen ausdrücken, die ihnen wichtig sind. Indem sie darauf aufmerksam werden, wie Menschen Gott erfahren, können sie sich für Gottes Nähe öffnen.

2. Klasse
Die Kinder lernen verschiedene Gebete und Gebetsformen kennen und erfahren, dass Menschen auf vielfältige Weise ihre Gedanken und Gefühle vor Gott zum Ausdruck bringen. Sie werden an Hand biblischer Botschaften angeregt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, deren Gefühle und Beziehungen zu erfahren und sprachlich zu erfassen. Die Kinder erfahren, wie Jesu Botschaft in Wort und Tat verkündigt wird. Die Kinder erfahren die Bedeutung der Taufe als Gottes Beistand und Segen. Durch sie sind sie in der Gemeinschaft mit Jesus und der Kirche aufgenommen.

3. Klasse
Indem sie sich mit biblischen Glaubenszeugnissen und anderen Menschen beschäftigen, können die Kinder erkennen, dass Gott den Menschen als treu und verlässlich erfahrbar ist, aber auch als unbegreiflich und geheimnisvoll. Die Kinder erfahren von Jesus, wie er schuldig gewordenen Menschen begegnet und ihnen Vergebung zuspricht. So können sie erkennen, wie Gott jeden Menschen annimmt und Versöhnung und Neuanfang ermöglicht. Sie lernen das Leben in der Pfarrgemeinde kennen und erfahren, wie Christen Gottesdienst feiern und so ihre Gemeinschaft mit Jesus gestärkt wird.

4. Klasse
Die Schüler und Schülerinnen sollen an Hand ausgewählter biblischer Texte erfahren, wie Gott die Israeliten in die Freiheit führte. Sie erfahren, dass die Jünger die Botschaft Jesu verkünden und Jesus ihnen seine Begleitung und Nähe schenkt. Die Kinder lernen gegebenenfalls Grundzüge anderer Religionen kennen. Sie sollen außerdem darauf aufmerksam werden, wie Menschen mit Leid und Vergänglichkeit leben und sich mit ihren eigenen Fragen und Antwortversuchen auseinandersetzen. Sie sollen erkennen, dass das Glaubenszeugnis von Jesu Leben, Tod und Auferweckung der Grund ihres Glaubens und Hoffens ist.

5. Klasse
Gelingendes Leben ist vom Mit- und Füreinander abhängig. Christliche Lebens- und Glaubensimpulse können die Schüler und Schülerinnen darin stärken. Sie beschäftigen sich mit dem Thema Zeit: Zeit für sich, für andere – Zeit haben für Gott. Ein Einblick in die Geschichte der Gemeinde kann sie auf die Bedeutung des Glaubens für ihre Vorfahren aufmerksam machen und ihnen helfen, einen Sinn für wichtige Feste und Formen des Brauchtums zu entwickeln.

6. Klasse
Die Schüler sollen Gottesvorstellungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kennen lernen und sich damit beschäftigen. Sie sollen darauf aufmerksam werden, wie die ersten Christengemeinden lebten und auch Konflikte austrugen. Die Befreiung und Rettung des Volkes Israel wird als grundlegendes Ereignis seiner Glaubensgeschichte dargestellt. An Hand von Texten, Liedern und Bildern sollen sie erkennen, dass Symbole eine vertiefte Sicht der Welt ermöglichen.

7. Klasse
Ein Grundwissen der Bibel wird vermittelt unter der Berücksichtigung der Aspekte der „Suche nach Gott“ und die „Neu-Entdeckung von Jesus Christus".

8. Klasse
Das Grundwissen der Bibel wird vertieft indem die „Feste im Jahreskreis“, die Sehnsucht nach Sinn und Halt und die Vielfalt der religiösen Angebote vermittelt, diskutiert und besprochen werden.
 

Evangelischer Religionsunterricht

Was kann und soll Evangelischer Religionsunterricht im Zeitalter von dauer verfügbarem  Wikipedia- und Googlewissen  leisten? Wie kann sich Evangelische Kirche immer neu reformieren (ecclesia semper reformanda) und welchen Beitrag dazu kann Evangelischer Religionsunterricht leisten? Warum halten wir konfessionellen Religionsunterricht, wo es doch eindeutig ist, dass Gott uns Menschen den Glauben schenkt, und wir von uns aus nichts tun können, um uns Gott anzunähern? (Denn: Was hätte das Erlösungshandeln Jesu “für uns“ für einen Sinn, wenn wir uns den Glauben/ die Gnade Gottes / unsere Erlösung durch Eigenarbeit/ Eigenleistung selber erarbeiten und verdienen könnten.)

Die Aufgabe des evangelischen Religionsunterrichts ist es deshalb, den Schülerinnen und Schülern zu helfen, ihr eigenes  Glaubensverständnis zu entwickeln.D.h.: Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht den jeweiligen Glauben ihres Lehrers/ ihrer Lehrerin kopieren, sondern sie sollen für sich als Lebensaufgabe erkennen, ihren eigenen Glauben zu finden, zu entwickeln und zu vertreten.
Die Frage “Was würde Jesus dazu sagen?“ (Martin Niemöller), dient jeweils als Impuls, unsere Welt christlich zu verstehen und eine eigene christlich-verantwortete Lebensethik zu entwickeln.Da es in unserem Leben keinen Bereich gibt, in dem Jesus nicht der Herr ist (also in dem Jesus nicht zuständig wäre  [Barmener theologische Erklärung von 1934]) kann und darf jedes ernst gemeinte Thema  im Evangelischen Religionsunterricht besprochen werden. Von der Mitte der Schrift her betrachtet (und nicht eng geführt auf den Buchstabensinn) wird das Doppel- (bzw. Dreifach-) Gebot der Liebe zum entscheidenden Wegweiser für ein christliches Leben.Jesus Christus, unser Erlöser von allem, was uns belastet, eröffnet uns Menschen ein Leben in Fülle. Die Schülerinnen und Schüler dürfen Jesus als ihren Freund/Freundin  oder/und Schwester/Bruder sehen und sein Lebensangebot, sie schützend und segnend zu begleiten, je und je annehmen.

Den Hintergrund bzw. Lernunterbau für Evangelischen Religionsunterricht stellen die Universitätsfächer, in die Evangelische Theologie gegliedert ist: Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Dogmatik, Ethik bzw. Sozialethik, Praktische Theologie  und Religionsgeschichte. Der Evangelische Religionsunterricht findet – soweit möglich – schülerzentriert statt, denn eine Antwort versteht nur, wer die Frage dazu hat (Tillich).   

Die Schülerinnen und Schüler lernen Zusammenhänge kennen und können so den Weg vom Papierkorb und der Notwendigkeit der Mülltrennung zur Schöpfungstheologie finden oder von der Beschwerde über unsoziales Verhalten eines Mitschülers zur Frage der Liebe, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Versöhnung.

So können die Schülerinnen und Schüler Identifikation entwickeln, weil sie erkennen: Gott ist auch Herr in meinem Leben und meinen Lebenszusammenhängen. So können sie ihren Platz finden in der weltweiten Jesusbewegung (historisch und aktuell). Die Vielfalt der verschiedenen Konfessionen (vgl. auch die 4 (!!) Evangelien)  wirkt so nicht mehr als Bedrohung, sondern wird als Chance und als Reichtum erkannt, die von Gott geschenkt sind, damit alle Kinder Gottes ihren Platz finden können  in dieser riesigen Jesusbewegung hin zu dem Reich, in dem gilt: “Dein Wille geschehe“ (Vaterunser).

Religionsunterricht der Christengemeinschaft

Die Christengemeinschaft wurde 1922 als Bewegung für religiöse Erneuerung unter Beratung von Rudolf Steiner gegründet. Sie pfelgt die 7 Sakramente in erneuerter Gestalt, verkündet das Evangelium in geistgemäßer Art und widmet sich der Seelsorge. Frauen und Männer sind in allen Bereichen gleichberechtigt. Sie finanziert sich aus freiwilligen Spenden und Beiträgen. In Deutschland ist sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts und als Kirche staatlich anerkannt. Näheres unter www. christengemeinschaft.de

Die Inhalte für die verschiedenen Klassenstufen sind vor allem in der Oberstufe variabel, da auch sogenannte aktuelle Fragen immer wieder behandelt werden.

1. Klasse
Gott in der Natur   -   Naturmärchen und Geschichten

2. Klasse
Gott im Menschen     -   Heiligengeschichten und Legenden

3.-5. Klasse
Gott in der Geschichte   -   Altes Testament von der Schöpfung bis zu den Propheten

6.-7. Klasse
Gott im heutigen Menschen  -  modernere Biographien, Hinführung zum Konfirmationsunterricht

8. Klasse
Vorbereitung auf die Konfirmation   -       Neues Testament, Sakramentenlehre

In der Unterstufe wird jeweils etwas erzählt, das Erzählte gemalt und besprochen. Der Unterricht in den oberen Klassen findet stark in Gesprächsform statt. Auch werden Referate gehalten. Ein oder mehrere Sprüche bzw. Textstellen aus der Bibel leiten die Stunden ein und beschließen sie. Die Sprüche und Lieder werden auswendig gelernt. Es soll immer ein Moment der Stille und Andacht eintreten.Die Größe der Gruppen liegt zwischen drei und dreizehn Schülern.
In der Regel werden nur schriftliche Zeugnisse ausgestellt, in denen die Mitarbeit und das soziale Verhalten kurz beschrieben werden.       

Freier Religionsunterricht

Im Religiösen wird die innerste, persönlichste Sphäre des Menschseins berührt und darin herrscht die unantastbare, vollständige Freiheit. Daher gilt es, diesen Bereich ganz allgemein zu pflegen. Der Schwerpunkt des Religionsunterrichts liegt nicht auf dem Lehrstoff. Er ist zwar inhaltlich vorgegeben, dient aber vor allem der Gemütsvertiefung und Willensstärkung. Der freie Religionsunterricht bildet die Brücke zu diversen Kultur- und Lebensbereichen. Erzählstoffe, Biographien, Kunst- und Jahreslaufbetrachtungen sind Möglichkeiten, an denen das Kind, der Jugendliche, Entwicklungsgesetze erfahren und Wegweiser für das eigene Leben erkennen kann. Der Unterrichtsstoff steht in allen Klassenstufen in Bezug zur Lebenssituation und der Persönlichkeitsentwicklung. Er legt Kernkompetenzen im sozialen Bereich an und vermittelt ein Verständnis für andere religiöse Kulturströmungen.

In den Klassen 1-4
erfährt das Kind Lebensgesetze und Schicksalsfiguren anhand von Erzählungen und inneren Bildern. Das erschaffende Prinzip steht im Vordergrund, so auch die Schöpfungsgeschichte und Mythen.

In den Klassen 5-8
werden zunehmend Biographien, an denen das Schicksal erlebbar wird, erarbeitet. Viele dargestellte Persönlichkeiten kann sich das Kind zum Vorbild nehmen. Ein Zugang zu den Evangelien wird vorbereitet.Für die Schüler des freien Religionsunterrichtes werden verschiedene kultische Feiern von den Lehrern gehalten. Die Teilnahme an ihnen ist freiwillig.

Für die Schüler bis zur 8. Klasse ist die Sonntagshandlung vorgesehen. Die Texte der Feiern, die Ausstattung des Raumes und der ganze Ablauf sind von Rudolf Steiner gegeben worden.